FAQs – Gitarrenunterricht in Berlin

Aktualisiert im Juli 2024

• Bist du unmusikalisch?

Es gibt Unterschiede in der Ausprägung der Begabung. Ich erlebe es selten, dass ­keinerlei Bezug zur Musik besteht. Wenn du den Wunsch hast, Gitarre zu lernen, dann solltest du diesem Wunsch nachgehen. Ohne es auszuprobieren, wirst du nie erfahren, ob es funktioniert. Zweifel an der Begabung haben manchmal auch hart gesottene Profis. Wenn du Mut hast und beharrlich bleibst, dann überwindest du Anfangsschwierigkeiten.

John Lee Hooker CC

John Lee Hooker Foto CC

• Bist du zu alt?

Alter spielt nur dahin gehend eine Rolle, dass du mit 70 sicher kein Virtuose mehr wirst. Die Hirnforschung hat uns in den letzten Jahren die „Plastizität des Gehirns“ bewiesen. Das Hirn bleibt bis ins hohe Alter formbar. Sicher geht das Lernen im Alter langsamer. Doch konnte bewiesen werden, dass ab zehntausend Übungsstunden gegenüber den s.g. „Begabten“ deutlich aufgeholt wird. Ferner konnte man beweisen, ­dass ältere Menschen weniger Fehler im Lernprozess machen.

• Egal, wie alt du bist. Du kannst mit der Gitarre viel Freude erleben.

Durch deine neu erlernten kognitiven Fähigkeiten bleibt dein Hirn fit. Aus Studien wissen wir, dass Kinder ihre Mitschüler, die kein Instrument spielen, in der Auffassungsgabe um 25 % übertreffen.

• Ab welchem Alter können Kinder in den Unterricht kommen?

Schau ich mir die Musikkultur der Zigeuner an, dann sehe ich, dass schon die Kleinsten auf der Gitarre klimpern. Ich bin fest davon überzeugt, dass bereits der Kontakt mit dem Instrument, sowie kleine Übungen einmal in der Woche, dein Kind in seiner Entwicklung fördern. Ein konsequentes Üben ist meist zu viel erwartet! Die Richtschnur 6 Jahre ist nicht verkehrt. Der Unterricht bleibt lustig, spaßig eben kindgerecht.

• Wird mein Kind durchhalten, soll ich in mein Kind „investieren“?

Ich erlebe es immer wieder, dass Eltern sich diese Frage stellen.
Aus Sicht der Eltern ist die Frage verständlich, vor allem in Zeiten der monetären Inflation.

Unsere Kinder können aber nicht unterscheiden, warum wir uns als Eltern zurückhalten.
Dabei haben wir jetzt die Gelegenheit, den Selbstwert unserer Kinder zu stabilisieren.
Selbstwert nach lernen ist eine mühsame Sache.

Wenn wir als Erwachsene zögern eine Kinder-Gitarre zu kaufen, damit setzen wir ein Signal.
Ganz Unrecht haben unsere Kinder dann nicht, wir wollen einen monetären Verlust vermeiden?
Indirekt, sprechen wir unseren Kindern damit ab, dass sie Gitarre lernen können.

Ein Kind denkt unweigerlich – „sie trauen mir das nicht zu.“
Nach mehr als 22 Jahren Unterrichtserfahrung, kann ich es an den Gesichtern der Kinder ablesen.
Haben unsere Eltern das mit uns auch gemacht?
Meine haben es getan, und haben eine grandiose Fehleinschätzung hingelegt.

Auch wenn unsere Kinder etwas nicht durchhalten, scheitern ist erlaubt, es ist keine Schande.
Wir dürfen, ja wir müssen Fehler machen, sonst entwickeln wir uns nicht weiter.
Unsere Kinder müssen nicht perfekt sein.
Im Gegenteil, wenn wir unsere Erwartungen auf unsere Kinder projizieren, egal in welche Richtung, dann machen wir ihnen großen Stress.

Wenn unsere Kinder etwas aufhören wollen, geht dann wirklich die Welt unter?
Wir haben dann die Gelegenheit unseren Kindern zu zeigen, dass kein Drama losbricht.
Vielleicht ist es aber auch die Gelegenheit gemeinsam zu erarbeiten, dass Geduld eine wichtige Sache im Leben ist.
Es kommt ganz auf jedes einzelne Kind an. Unsere Kinder sind komplett unterschiedlich.
Meine Kunst ist es, Kindern Raum zu geben, Raum, damit sie sich entwickeln können.

Selbst wenn wir feststellen, dass wir Geld „fehl investiert“ haben.
Unsere Kinder haben dann trotzdem auf ganz vielen Ebenen etwas gelernt.
Sie lernen, dass ihre Eltern ihnen etwas zutrauen, und sie lernen, dass sie immer noch geliebt werden; obwohl ihnen etwas nicht gelungen ist. Klingt das nach Fehlinvestition? Ich finde das nicht. Es wird etwas sehr Gesundes, sehr schönes vermittelt. Selbstwert ist die Freude darüber, dass unsere Kinder einfach da sind. Ohne, dass sie etwas Besonderes leisten müssen.

Wir als Erwachsene haben die Pflicht, Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Ein Instrument entdecken, ist dafür eine tolle Sache.
Ich weiß nicht, ob es mir immer gelingt, trotzdem ist mir eine positive, sichere Lernumgebung wichtig.

Jetzt haben wir Unterricht, gebucht und mein Kind übt keine Gitarre.
Geduld ist nicht nur eine gute soziale Eigenschaft. Sie trägt auch dazu bei, dass wir untereinander gut klarkommen. Manchmal glauben Eltern, dass nach nur 10 Stunden Wunder geschehen.

Wenn Eltern das Wunder erleben wollen, dass ihr Kind echtes Interesse an der Gitarre entwickelt, dann muss klar sein, dass es eine sehr individuelle Reise ist. Es beginnt manchmal da, dass ich als Gitarrenlehrer zuerst Selbstvertrauen aufbauen muss. Kinder sind nicht Gefühls taub, sie kommen oft von Selbst auf den Gedankengang. „Ob ich das wohl schaffen werde?“.

Mit diesem Gedankegang steht sofort ein dicker Elefant im Raum. Leider ist es bei uns in Deutschland immer noch so, dass wir preußisch perfekt sein wollen, und uns damit komplett selbst im Weg stehen, oder gar uns den Weg in ein entspanntes Erlebnis komplett verbauen. Niemand muss irgendwas können, wenn es sich um die erste Begegnung mit der Gitarre handelt. Sonst würde man ja keinen Gitarrenlehrer aufsuchen.

Kinder, gerade wenn sie in der Pubertät sind, kämpfen oft mit sich selbst, mit all den Veränderungen. Von der Jugend, langsam in das Erwachsenenleben zu gleiten. Das ist für alle Beteiligten manchmal anstrengend. Oft haben die Kids null BOCK oder protestieren sogar. Was ganz normal ist, denn ihr Gehirn ist in einer Umbauphase, die Hormone fluten den Denkapparat. Eltern erwarten dann oft zu viel. Es wird sich alles finden, es braucht aber Zeit und GEDULD.

Ich erinnere mich an eine Schülerin, die sich langsam an den Gedanken gewöhnen konnte, dass auch sie von der Natur das Talent zum Gitarre spielen geschenkt bekommen hat. Bedauerlicherweise haben genau in diesem Moment ihre Eltern den Unterricht nicht fortführen wollen.

Das Problem:
Dem Lehrer, aber vor allem auch sich selbst zu vertrauen, bleibt bei einem neuen Lehrer bestehen. Die Kunst guten Unterricht zu machen besteht aus mehr als 50 % darin, das Vertrauen der Schüler zu gewinnen. Dafür sind 10 Gitarrenstunden nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nach zehn Stunden gehts gerade mal los, dass Schüler sich aus dem Schneckenhaus wagen … und mal schauen wollen, wie weit sie kommen könnten …

• Welche Gitarre sollst du dir kaufen?

Für weniger bekommst du auch weniger. Es gibt bei E-bay Gitarren für 30 Euro. Aber ein Instrument solltest du nicht nach dem Motto kaufen: „Sechs Saiten und ein Schallloch werden schon genügen“. Ich empfehle dir, nicht unter die 200 Euro Grenze zu gehen. Wenn dein Geldbeutel es erlaubt, dann solltest du in die mittlere Liga 400-600 Euro vorstoßen. Näheres dazu in meinem Gitarrenunterricht. Es ist ein Onlineartikel zum Thema für Anfang Dez. 2018 im Entstehen.

 

• Welche Kindergitarre passt zu meinem Kind?

Die folgende Tabelle gibt Aufschluss darüber, welche Gitarre zu ihrem Kind passt. Ich finde, das anspielen im lokalen Einzelhandel am einfachsten. Manchmal geht das aber nicht. Weil Zeitmangel herrscht, oder die Gitarre von den Großeltern, als große Überraschung, verschenkt werden will. Die meisten Onlinehändler haben eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie. Fairerweise sollte man darauf achten, dass im Fall einer Rückgabe, der Händler tatsächlich ein makelloses Instrument zurückerhält. Dafür bekommt man 30 Tage lang Zeit sich zu überlegen, ob die Gitarre wirklich passt, sich gut spielt etc.

Bitte vergesst nicht, wenn ihr eine Gitarre für ein Kind kauft, das Linkshänder ist, dann müsst ihr auf den Zusatz „Lefthand“ achten!

Größe der Gitarre
Alter Gitarrist/in (Kind)
Körpergröße Gitarrist/in (Kind) in cm
Saitenlänge Steg>Sattel in cm
1/8 3-5 ø 110 440
1/4 5-7 ø 125 480
1/2 6-8 ø 133 525
3/4 8-11 ø 145 580
Zwischengrößen
7/8 ø 10 ø 153 610
7/8 ø 10 ø 158 625
Erwachsenen Gitarre
4/4 ø 12 ø 163 650

• Nichts ist frustrierender als ein schlechtes Arbeitsgerät. Das gilt für den Profi, aber noch viel mehr für den Anfänger!

In diesem You-Tube Video versuche ich der Frage ein wenig Boden zu bereiten.

• Sollst du dir eine Leihgitarre besorgen?

Meiner Ansicht nach sprechen viele Gründe gegen Leihgitarren.
Als Erstes sei die selbsterfüllende Prophezeiung genannt. Wenn du eine Leihgitarre mietest, dann sendest du deinem Unterbewusstsein das Signal, dass du schon bald wieder aufhören möchtest. Ich habe selbst vier Jahre lang Gitarren verliehen.  Schüler, die eine Leihgitarre hatten, waren meist diejenigen, die sehr schnell wieder aufgegeben haben.

Außerdem sind Leihgitarren wenig rentabel. Kostet eine Leihgitarre zehn Euro im Monat und du spielst zwölf Monate Gitarre, dann hast du schon 120 € investiert. Allerdings in ein Instrument, dass dir nicht gehört. Ziehst du in Betracht, dass es schon recht gute Gitarren ab 200 € gibt, dann beantwortet sich diese Frage von selbst. Tief blicken lässt die Tatsache, dass es keinen Verleiher für hochpreisige Instrumente gibt.

Ein eigenes Instrument ist wichtig. Es ist dein Spielpartner. Etwas, was du magst, was du gerne haben wirst. Nicht umsonst sprechen Musiker oft davon, dass sie eine Beziehung zu ihrem Instrument haben. Man kennt sich halt eben gut. Nach einer gewissen Zeit wird es dir mit deiner eigenen Gitarre nicht andres gehen.

Türkische Saz zwischen Gitarre und Laute? Foto CC.

• Wo liegt der Ursprung der Gitarre?

Wenn du dieser Frage nachgehst, wirst du keine eindeutige Antwort erhalten. Für mich klingt die Annahme, dass die Araber bei ihren Eroberungen in Europa (Frühmittelalter 500 n. Chr. – 1000 n. Chr) die arabische Laute mit nach Spanien gebracht haben, plausibel. Bis zur modernen Gitarre hat es dann aber noch deutlich länger gedauert. Das vollbrachte Antonio de Torres (1817-1892). De Torres baute größere Korpusse und verwendete dünneres Holz. Um den Klang zu verbessern, erfand de Torres die Deckenbeleistung (Innenseite Decke). Eine Deckenbeleistung kannst du bei jeder modernen Akustikgitarre (Nylon und Steelstring) sehen. Halte einfach einen kleinen Spiegel durch das Schallloch und leuchte mit einer Taschenlampe in den Korpus.

Birelli Lagrene CC

Er konnte schon im Alter von 13 Jahren sämtliche Soli von D. Reinhardt spielen. Birelli Lagrene Foto CC 3.0 de

• YouTube-Gitarrenunterricht oder Online-Stunden?

Eric Clapton. CC by F. Antolín Hernandez

Viele Schüler schreiben mir, dass sie bisher mit You-Tube gelernt haben. Ich sehe online Lektionen als Ergänzung an. Es ist trotz digitaler Revolution immer noch wichtig zu sehen, wie es jemand anpackt. Der Weg zum Ziel. Nicht in 2D, sondern in 3D. Die Hirnforschung spricht von Spiegelneuronen. Das Gehirn ist beim Lernen neuer Fertigkeiten auf die Eigenschaft des Nachahmens angewiesen. Mich wunderte, dass der soziale Aspekt, also gemeinsam mit einem Lehrer etwas angehen, eine große Rolle für den Lernerfolg spielt! Lernforschung ist ein interessantes Feld!

• Wie lange dauert es, bis ich Gitarre spielen kann?

Eine Frage, die mir oft von Anfängern gestellt wird.
Die Faktoren, die dazu beitragen, sind leider sehr viele.
Am Anfang ist Gitarre super und im ersten Jahr ist die Lernkurve steil.
Hier sind einige Dinge, die mir nach 25 Jahren Unterricht einfallen:

  • Geduldig sein spielt eine Rolle.
  • Neugierde, Dinge ausprobieren wollen.
  • Offen bleiben, manchmal sieht es so aus, als ob der Weg kein Weg mehr ist.
  • Sich klarmachen, dass Unterricht, Videos oder Bücher nur ein Weg ist.
  • Dem eigenen Ohr vertrauen.
  • Regelmäßig üben, und seinen eigenen Weg dabei entwickeln: Wir sind nicht alle gleich.

• Wie übst du sinnvoll?

Das ist eine Frage, über die sich schon viele Kollegen Gedanken gemacht haben. Meine Erfahrung ist diese: Der Fortschritt am Instrument wird von dir subjektiv erlebt. Hier können dir Kontrollaufnahmen helfen. Kleine ­Übeeinheiten, viele einzelne Wiederholungen, sind besser als 2 Stunden am Stück am Tag – kurz vor dem Unterricht. Das Aufschieben des Übens bis zum Tag X vor dem Unterricht bedeutet Stress. Außerdem kostet das Aufschieben dich mehr Energie, als das Üben selbst.

Mach dir zum Üben freie Zeit. Suche dir einen Raum, in ­dem du Ruhe hast. Indem du konzentriert für dich sein kannst. Leg Pausen ein!  Geh wieder hinter die Gitarre und mach für 25-30 Minuten eine Übung. Leg einen Tag in der Woche ein, an dem du gar nicht übst. Das Aufschieben kostet dich auf jeden Fall mehr Kraft und Energie als das Üben selbst.

• Was darf Gitarrenunterricht kosten?

Das ist eine Frage, die ich nicht pauschal beantworten kann. Ich war immer gerne bei den Lehrern, die mich weiter gebracht haben. Die mir was zugetraut haben, wenn wir gemeinsam „Ziele“ erreicht haben. Wenn das der Fall war, dann durfte der Unterricht gerne teuer sein. Unterrichten ist komplex, ein Trick ist eben der, die Menschen abzuholen. Zu spüren, ob da noch andere Themen, wie falsche Glaubenssätze (der innere Kritiker), im Hintergrund brodeln. Auch das kann den Erfolg an der Gitarre verhindern.

Sollte ich deine Frage vergessen haben?